Interview mit Thais Schleiffer, General Manager von Wöhner Brasilien


Lassen Sie uns über Brasilien reden. Warum bietet sich das Land als Standort für die Produktion an? Was ist das wichtigste Argument? 
Bis 1990 war der brasilianische Markt für den Import von Waren geschlossen. Deshalb entstanden technische Partnerschaften mit europäischen Firmen – und vor Ort wurde in Lizenz produziert. Bis heute sind die Einfuhrabgaben noch recht hoch. Also ist es immer noch sinnvoll, im Land zu produzieren, auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan hat. 

Bei Brasilien denkt mancher zunächst an Urwald und Megacitys wie Rio de Janeiro oder São Paulo. Wie können wir uns den Standort aus Sicht von Wöhner vorstellen?
Unser Standort befindet sich in Boituva, einer Stadt mit rund 50.000 Einwohnern, die rund 100 Kilometer westlich von São Paulo liegt. Hier befinden sich unsere Produktionsstätten, Lager und Büros auf etwa 5.000 Quadratmetern. Mehr als 40 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt und leisten einen wichtigen Beitrag zum Produktportfolio von Wöhner.

Welche Hürden waren vor allem zu überwinden, als sich Wöhner erstmals am Standort niederließ?  
Als Wöhner 2018 Holec übernahm, bedeutete das vor allem den Wandel von einem lokalen zu einem multinationalen Unternehmen. In dem Kontext gab es viele Veränderungen – und zwar auf mehreren Ebenen: der allgemeinen Art zu denken und an die Dinge heranzugehen, den konkreten Managementanforderungen und auch im Hinblick auf die Komplexität des Geschäfts. 

Produziert werden hier vor allem Schalter. Was macht deren Fertigung so besonders? 
Der Lasttrennschalter ist ein wichtiges Sicherheitsbauteil in Energieverteilungssystemen und eignet sich für viele Anwendungen. Dabei kommt es vor allem auf die Qualität an, damit die Leistung bei der Inbetriebnahme von Anlagen stets gewährleistet werden kann

Welche drei Tipps haben Sie für die Nutzer der neuen Schalterfamilie? Warum sollten sich die Anwender für die neue CAPUS-Produktfamilie entscheiden? 
Die CAPUS Range ist eine sehr ausgereifte Produktlinie, die seit vielen Jahren in Brasilien hergestellt und verwendet wird. Wir produzieren auch unter Markennamen für andere multinationale Unternehmen. Das bedeutet, dass wir ganze 50 Prozent des lokalen Marktes halten. Die Kunden schätzen die Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte. Denn vor allem um letzteres geht es bei Lasttrennschaltern – neben möglichst umfangreichem Zubehör. Natürlich stört es dabei nicht, dass die Lösungen auch noch gut aussehen – ein klares Erkennungsmerkmal von Wöhner-Produkten.

In Boituva wird aber nicht nur produziert, sondern auch entwickelt. Was ist typisch für die Arbeit an neuen Produkten? Was ist das Spannende daran?
Gerade das Thema Produktentwicklung liegt mir sehr am Herzen. Wir entwickeln Produkte von Grund auf – und genau das macht aus meiner Sicht die Spannung aus und ist das eigentlich Attraktive an Ingenieurleistungen. Dabei brauchen wir Mitarbeitende, die das Unternehmen gut kennen und über das maßgebliche Know-how verfügen, das im Bereich F&E benötigt wird. 

Welche persönliche Bedeutung hat das Kompetenzzentrum in Brasilien für Sie, welche Chancen sehen Sie darin? 
Innovationen und die Investition in effizientere Produkttechnologien ermöglichen uns, langfristig am Markt zu bestehen. So wollen wir unseren Umsatz in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln. Aufgrund unserer 40-jährigen Erfahrung in der Produktion von Lasttrennschaltern ist es nur ein natürlicher Schritt, dass unser Engineering-Team zum Kompetenzzentrum für solche Produkte der Wöhner-Gruppe wurde. Neben China und den USA ist Brasilien die neueste F&E-Ressource von Wöhner außerhalb Deutschlands. So können wir noch smartere Lösungen für den individuellen Bedarf entwickeln – für Brasilien, aber auch die internationalen Märkte. In Zukunft wollen wir noch mehr Artikel hier in Brasilien produzieren, um damit den potenziellen Kunden weltweit als zuverlässige Quelle wegweisender Lösungen zu dienen. 

Thema Produktionstiefe – wie sichern Sie Ihre Supply Chains? 
Wir sind sehr vertikalisiert aufgestellt, so dass wir den gesamten Produktionsprozess vom Rohmaterial bis zum Endprodukt selbst im Griff haben. Das gibt nicht nur eine gewisse Sicherheit, sondern erlaubt uns auch, besonders stark auf kundenspezifische Anforderungen eingehen zu können und entsprechende Lösungen anzubieten.

Wöhner zeichnet in seiner Firmenphilosophie ein recht deutliches Bild dessen, was man im Unternehmen unter Partnerschaft versteht. Wie also gehen Sie mit ihren Dienstleistern, Lieferanten und Partnern in der Lieferkette tatsächlich um? 
Wir haben unsere Lieferanten und Dienstleister immer als echte Partner gesehen und tun es bis heute. Grundsätzlich geht es um einen respektvollen Umgang miteinander, der stets die gemeinsame Wertschöpfung im Blick hat. Nur wenn wir alle Hand in Hand arbeiten, können wir langfristig erfolgreich sein. 

Am Schluss ein derzeit sehr aktuelles Thema: Handeln Sie als Frau anders? Wenn ja – wo weichen Sie von den Methoden Ihrer männlichen Kollegen ab? 
Definitiv ist die Maschinenbau- und Elektroindustrie ein männlich dominiertes Umfeld. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen hier keine Chance haben. Bei uns war es so, dass mich mein Kollegenumfeld umfassend unterstützt hat. So war ich sehr schnell im Bild, was Produkte und ihre Einsatzbereiche betrifft. Eine entsprechende Kultur ist Bestandteil der Wöhner-Unternehmensphilosophie.

Wöhner GmbH & Co. KG
Elektrotechnische Systeme
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