Interview mit Holger Schulte über die Zusammenarbeit mit dem ZVEI
Holger Schulte ist nicht nur Manager Corporate Technology, sondern auch Mitglied des Vorstands des ZVEI-Fachverbands Automation, des Zentralverbands der Elektroindustrie in Deutschland. Er ist also an vielen Fronten aktiv und kennt sich im Unternehmen mit Produkten und Märkten bestens aus. Hier erklärt Holger Schulte im Interview, was es mit dem ZVEI ShowCase auf sich hat – und wie Verband und Mitgliedsunternehmen die aktuellen Anforderungen gemeinsam bewältigen wollen.
Die Industrie steht mehr denn je vor vielen Herausforderungen. Wie geht der ZVEI diese gemeinsam an?
Holger Schulte: Der ZVEI ist als Zusammenschluss der Mitgliedsunternehmen prädestiniert dafür, die Probleme, die unsere Branche betreffen, offensiv anzugehen. Die relevanten Themen werden in unternehmensübergreifenden Arbeitskreisen vorwettbewerblich behandelt, um entsprechende Lösungsansätze auszuarbeiten. Da hier also Mitbewerber zusammenarbeiten, gilt es natürlich, die geltenden Compliance-Anforderungen zu erfüllen und sich ausschließlich auf marktspezifische Inhalte zu konzentrieren.
Dabei ist der ZVEI natürlich immer auf der Höhe der Zeit, kennt die aktuellen Entwicklungen in der EU und hat die erforderlichen Markt-Insights. Damit unterstützt er nicht zuletzt die Mittelständler der Branche, die in vielen Fragen – wie etwa bei EU-weiten Regulierung hinsichtlich von Stoffverboten, technischen Anforderungen oder auch bei zollrechtlichen Fragestellungen – nicht über die nötigen internen Kapazitäten verfügen. Was die Arbeitskreise im ZVEI an Informationen generieren, geben sie anschließend an sämtliche Mitgliedsfirmen weiter. Mit einem Büro in Berlin und einem in Brüssel ist der Verband ganz nah an der Politik und arbeitet auch eng mit dem europäischen Dachverband CAPIEL zusammen. Des Weiteren entsendet er Mitglieder an die Deutsche Kommission Elektrotechnik (DKE) und unterstützt mit diesen Experten die nationale und internationale Normung und Standardisierung.
Das alles versetzt den ZVEI in die Lage, als kollektives Gremium der Branche das gesammelte Potenzial der Mitgliedsunternehmen zu nutzen, zu bündeln, und eben Herausforderungen systematisch und ganzheitlich zu bewältigen.
Ein Beispiel für ein Gemeinschaftsprojekt ist der ZVEI ShowCase. Was genau verbirgt sich dahinter?
Holger Schulte: Rein physisch besteht das Projekt aus einem Schaltschrank, der mit Komponenten verschiedenster Hersteller bestückt ist. Im Fokus steht dabei der digitale Produktpass – gewissermaßen ein Produktausweis mit allen relevanten Produktangaben wie z.B. auch der CO2-Fußabdruck, wie er im Rahmen des Green Deals für alle Produkte eingeführt werden soll. Hierfür erarbeitet der ZVEI praktikable Lösungen durch den Einsatz des digitalen Typenschilds und der Verwaltungsschale.
So findet sich beim ShowCase des ZVEI, also dem Schrank, ein digitales Typenschild als QR-Code auf jedem Produkt und im Hintergrund als Übertragungsmedium die Asset Administration Shell – kurz: AAS – mit der Möglichkeit, die enthaltenen Daten per Mobiltelefon vom Server jedes Herstellers auszulesen. Über das automatische Verknüpfen von Komponenten und Schaltschrank kann auf dem Bildschirm neben den Schaltschrank die Summe des CO2-Fußabdruck angezeigt werden.
Zusammengefasst: Der ZVEI ShowCase informiert mit dieser Lösung, wie digitale Daten verschiedener Hersteller miteinander verknüpft werden können und damit Produktanforderungen der EU intelligent umgesetzt werden können und demonstriert damit die Lösungsfindungskompetenz des Verbands. Das hilft allen, den Big Playern und den mittelständischen Unternehmen.
Welche Rolle spielt Wöhner mit seinen Lösungen hier genau und was genau ist jetzt das unmittelbar Innovative an der Aktion?
Holger Schulte: Unter anderen sind auch die Produkte von Wöhner in diesem Schaltschrank vertreten und somit ist Wöhner auch einer der Vorreiter, wenn es darum geht, Produkte entlang ihres Lebenszyklus zurückzuverfolgen und hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks zu kennzeichnen.
Die Innovation besteht auch darin, einen potenziell komplexen und aufwändigen Bereich papierlos zu machen – was auch einen umweltrelevanten Aspekt hat. In Anbetracht der Vielzahl an Informationen und Daten, um die es hier geht, ist das Einspar-Potenzial enorm.
Ich möchte in diesem Zusammenhang vor allem auf den Mittelstand verweisen: Gerade dieser dürfte von dem Aufwand, den ein traditioneller Umgang mit der Datenmenge bedeuten würde, vor großen Herausforderungen stehen. Es geht also auch darum, Anforderungen und Lösungen mittelstandskompatibel zu machen, potenzielle Risiken gerade im Bereich Produktangaben und Normen zu minimieren – und natürlich gegenüber der Politik mit einer starken Stimme sprechen zu können.
Die Hannover Messe unter dem Motto „Industrial Transformation – Making the Difference“ scheint hierfür die optimale Bühne zu sein – ist der Showcase auf der Messe vertreten?
Holger Schulte: In der Tat. Der ZVEI stellt auf seinem Messestand Lösungen vor, die darauf fokussiert sind, wie der CO2-Fußabdruck in der Industrie erfasst und gesenkt werden kann. Es ist wichtiger denn je, die Innovationskraft unserer Branche zu zeigen und damit die Digitalisierung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit voranzutreiben. Wer also mehr über das Projekt erfahren und den Schaltschrank live sehen möchte, ist herzlich eingeladen, den Messestand des ZVEI auf der Hannover Messe in Halle 11, Stand B39 zu besuchen.
Wöhner GmbH & Co. KG
Elektrotechnische Systeme
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